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GegenStandpunkt 3-17
Politische Vierteljahreszeitschrift

Erscheinungsdatum
15.09.2017

Wer verdient warum wie viel?
Gegen den Moralismus in der Einkommensfrage

Die Frage der Gerechtigkeit der Einkommen bzw. der enormen Unterschiede zwischen dem Verdienst etwa eines einfachen ‚hart arbeitenden Menschen‘ und dem eines ‚Spitzenmanagers‘ gehört zu den gern gewälzten Themen öffentlichen und privaten Räsonierens. Die Antwort landet – nicht nur, aber vor allem bei den ‚kleinen Leuten‘ – gewöhnlich bei den immergleichen Beschwerden über die Ungerechtigkeit der Einkommenswelt, die eigentlich nicht sein dürfte. Das verbissen festgehaltene Ideal einer Entsprechung zwischen Dienst und Entgelt nimmt dabei von vorneherein Maß an einer vorgegebenen Hierarchie der Berufe, die nie und nimmer für die Bedürfnisse derer eingerichtet sein kann, die in ihr ihren jeweiligen Platz einnehmen. Die kritische Prüfung, ob einer verdient, was er verdient, geht wie selbstverständlich aus von den Sortierungen einer Arbeits- und Lebenswelt, in der für die meisten feststeht, dass sie sich mit ihren Anstrengungen und ihrer Lebenszeit nach den Vorgaben ihrer Arbeitgeber und Vorgesetzten zu richten haben; dass sie ihre Interessen und Notwendigkeiten an Einkommen ausrichten müssen, die nach deren Rechnungen kalkuliert sind – nie umgekehrt; soweit deren Geschäfts- und Haushaltsrechnungen überhaupt Arbeitsplätze vorsehen.

Die eiserne Gewissheit, dass das Geld, das einer verdient, Ausdruck seiner durch Leistung erworbenen Verdienste, wenn schon allzu häufig nicht ist, so doch eigentlich sein sollte, ist also ein Fehler. Die Frage nach den guten Gründen, die all die großen und kleinen Unterschiede rechtfertigen, ist der Ersatz für die Frage nach ihrem – gar nicht so guten – Grund. So passt man sich geistig an diese Verhältnisse an. Mit einer ausführlichen Kritik dieses Fehlers wendet sich der GegenStandpunkt gegen den Moralismus in der Einkommensfrage.

Die Aufklärung, was die bunte Welt der Einkommen wirklich bestimmt, ist damit freilich noch nicht geleistet. Soviel ist immerhin unübersehbar, dass sie sich insgesamt sehr einsinnig sortiert in die, die mit Einkommen aus abhängiger Arbeit zurechtkommen müssen, und ‚die Wirtschaft‘, d.h. diejenigen, die mit dem geschäftlichen Umgang mit Geld ihr Geld verdienen. Der Erklärung, wie letztere wirtschaften, widmet sich der GegenStandpunkt mit einer in diesem Heft eröffneten systematischen Analyse der herrschenden und alle Verhältnisse bestimmenden Wirtschaftsweise:

Die Konkurrenz der Kapitalisten

erklärt, wie kapitalistische Unternehmen ihr Einkommen schaffen, indem sie in Konkurrenz gegeneinander die Vermehrung ihres Vermögens betreiben. Wie sie bei ihrer Produktion für den Kampf um den Markt die Lohnarbeit als Geschäftsmittel einsetzen und kalkulieren, kommt dabei auch zur Sprache. So klärt sich, dass es nicht die fehlende Entsprechung zwischen Anstrengungen und Qualifikation der Beschäftigten und ihrem Entgelt, sondern die eigentümliche Beschaffenheit der Erwerbsquelle ist, mit der die moderne Menschheit, die Lohnarbeit zu ihrem Beruf hat, sich die Nöte und Sachzwänge eines fortdauernden Lebenskampfs einhandelt: Ihre Erwerbsquelle lebt von dem Gebrauch, den Kapitalisten vom Arbeitsvermögen und Leistungswillen der Lohnabhängigen machen. Erklärt werden ferner Eigenart und Leistung der Instanzen des Geld- und Kreditverkehrs, die aus dem Umgang mit dem Geld als Geschäftsmittel und -zweck ihr eigenes Geschäft machen. Die Auskünfte über deren dienstbare Geschäfte räumt ganz nebenbei auf mit der Scheidung in gute ‚produktive‘ Kapitalisten auf der einen und zweifelhafte finanzkapitalistische ‚Spekulanten‘ auf der anderen Seite. Auch der Staat wird notwendigerweise abgehandelt: als die unerlässliche Gewalt, die nicht nur die Gültigkeit des Geschäftsmittels garantiert, sondern die Interessen der Klasse mit dem Beruf der Geldvermehrung überhaupt zur Lebensbedingung der gesamten Gesellschaft macht. Schließlich werden die einschlägigen weltanschaulichen Leistungen gewürdigt, mit denen Nutznießer und Betroffene, die politische Herrschaft und ihre politisierte Öffentlichkeit samt den einschlägigen Wissenschaften die Konkurrenz der Kapitalisten unter dem Titel ‚Marktwirtschaft‘ als einzig menschengemäße Art und Weise, das gesellschaftliche Leben zu organisieren, ideologisch rechtfertigen.

Im Anschluss an die von Marx in „Das Kapital“ abgehandelten Bewegungsgesetze des Kapitals schließt der GegenStandpunkt mit dieser systematischen Erklärung der Konkurrenz der Kapitalisten eine Lücke kommunistischer Theorie; sie ist für die Kritik der herrschenden Verhältnisse sowie für die Kritik und Agitation der Adressaten ebenso unerlässlich wie die schon veröffentlichten Abhandlungen ‚Der bürgerliche Staat‘ und ‚Imperialismus‘.

Als Auftakt der schrittweisen Veröffentlichung der gesamten Ableitung erscheint in diesem Heft das erste Kapitel: Die elementaren Bestimmungen des kapitalistischen Geschäfts.